Otto Storch

Person, EDU-A-0000251

Otto Storch, ca. 1920
Otto Storch, ca. 1920
Univ.-Prof. Otto Storch, Bild aus Verh. Zoolog.-Bot. Ges. Österreich, Bd. 136, 1999, https://www.zobodat.at/personen.php?id=16871&bio=full (2023-04-01).
Otto Storch (Geburtsname)

Quelle: Professorenakt Otto Storch: ÖStA, AVA Unterricht UM allg. Akten 940b.15, 1938; Personalakt Otto Storch: ÖStA, AdR UWFuK BMU PA Sign 10 Storch Otto.

Univ.-Prof. Dr. Otto Storch (anderer offizieller Name)

Name Temporaler Umfang: 1917 bis 1951
Quelle: Professorenakt Otto Storch: ÖStA, AVA Unterricht UM allg. Akten 940b.15, 1938.
1886-10-26 (Geburtsdatum)

Quelle: Kikinger, Reinhard/Lewetz, Hermann: Univ. Prof. Dr. Otto STORCH - Zoologe und Pionier der wissenschaftlichen Mikrokinematographie, in: Wissenschaftliche Film, Nr. 48/49 (Begleitveröffentlichungen zu ÖWF C 2138) (1997), 43-62.

1951-05-18 (Sterbedatum)

Quelle: Marinelli, Wilhelm: Professor Dr. Otto Storch †, in: Österreichische Zoologische Zeitschrift, Jg. 3, Nr. 5 (1951), 487–493.
männlich

Quelle: Friedhöfe Wien: https://www.friedhoefewien.at/verstorbenensuche-detail?fname=Otto+Storch&id=031BMXQC1M&initialId=031BMXQC1M&fdate=1951-05-23&c=016&hist=false (2023-01-05).
Lehrperson — Seit 1917 habilitiert an der Universität Wien, Assistent des II. Zoologischen Institutes der Universität Wien, 1925 Außerordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Wien, 1. Oktober 1929 Professur Universität Graz, Berufung nach Graz, 1929-1938 Leiter des Zoologischen Institutes der Universität Graz, 1934 –1935 Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Graz, 1945–1951 Ordinarius und Leiter des Zoologischen Institutes der Universität Wien (während NS 1938 –1945 in frühzeitigen Ruhestand gesetzt)

Zeitbereich: 1917 bis 1951
Quelle: Professorenakt Otto Storch: ÖStA, AVA Unterricht UM allg. Akten 940b.15, 1938.

In einer Lehrfilmorganisation tätig — Filmproduktionen wurden von einschlägigen Lehrfilmorganisationen (FHS, ÖLFD, SHB) finanziert und in Auftrag gegeben, Storch wurde als Experte auch bei Kommissionen für die Filmbegutachtung eingesetzt.

Zeitbereich: 1920 bis 1951
Quelle: Personalakt Otto Storch: ÖStA, AdR UWFuK BMU PA Sign 10 Storch Otto

In der Filmproduktion tätig — Herstellung wissenschaftlicher Filme für die eigene Forschung und Lehre

Zeitbereich: 1920 bis 1939
Quelle: Verzeichnisse FHS, ÖLFD, SHB, ÖStA-Akten, u.a. hier:
Österreichisches Volkshochschularchiv (ÖVA), Urania Wien, Mappe: Abteilung für Filme und Auswärtiges II, Heft: Filmkammer; Zentralstelle für das Bildungswesen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Schmalfilme, Lichtbilder, Filme. Wien: Eigenverlag, 1932; ÖStA, AVA, VB Film, Sign. 2D2, 1938–1940, Akt: Lichtbilder, Filme und Schallplattenbestände der Sozialdemokratischen Bildungszentrale, Wiederverwendung. Verordnungsblatt vom 15.12.1938, Übernahme OeLFD Institution/Bestände RWU. ÖStA, AVA, V.B. Film, Karton 502, Sign. 2D2, 1938–1940.
https://www.wikidata.org/wiki/Q94845311

Quelle: https://www.wikidata.org/wiki/Q94845311

https://www.zobodat.at/pdf/OEZ_03_0487-0493.pdf

Quelle: Marinelli, Wilhelm: Professor Dr. Otto Storch †, in: Österreichische Zoologische Zeitschrift, Jg. 3, Nr. 5 (1951), 487–493.
https://www.zobodat.at/pdf/OEZ_03_0487-0493.pdf
Der in Wien geborene Zoologe, Hochschullehrer und Volksbildner Otto Storch (1886–1951) gehörte zu den prominentesten österreichischen Forschern und Hochschullehrern, die sich mit der Produktion und Nutzung von wissenschaftlichen und mikrokinematographischen (Lehr-)Filmen seit der Zwischenkriegszeit befasst haben. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Biologen Ewald Schild (1899–1962), der vor allem für populärwissenschaftliche Outlets produzierte und Physiologen und Balneologen Ferdinand Scheminzky (1899–1973), der seine Mikrofilme und -fotografien fast ausschließlich für die Forschung und Lehre hergestellt hatte, zirkulierten Storchs Filme seit den 1920er Jahren über mehrere Jahrzehnte hinweg in beiden Bereichen – in wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Kreisen. [1]

Sein Interesse an der Biologie von Meerestieren verfolgte er bereits als Student. In den 1910er Jahren arbeitete er als Assistent des II. Zoologischen Instituts in Wien, die damals über eine Meeresstation in Triest verfügte, ein Vorteil für meeresbiologische Forscher:innen in Wien zur Zeit der Monarchie als der Standort Teil des Vielvölkerstaates war. [2] Noch während seines Kriegsdienstes (seit 1915) erhielt er 1917 die Privatdozentur für die gesamte Zoologie, nach Ende des Ersten Weltkrieges, dem Zerfall der Monarchie und des limitierteren Zuganges zu meeresbiologischen Stationen widmete sich Storch nun auch vermehrt dem Süßwasser und der Untersuchung der Morphologie und Physiologie von Mikroorganismen. [3, 4]

Die praktische und methodische Beschäftigung mit Film für Forschung und Lehre blieb Konstante in Otto Storchs professionellem Lebenslauf. Zeitlebens aber auch rückblickend wurde er von Kolleg:innen aus einschlägigen nationalen und internationalen Fachverbänden und -institutionen als "Pionier" der biologischen Filmproduktion in Österreich gewürdigt. [5, 6] Storchs erste mikrokinematographische Filmserie "Eine Welt im Wassertropfen" bestand aus drei Teilen und entstand 1920 im Zuge der ersten systematischen Lehrfilmproduktion der Staatlichen Film-Hauptstelle (FHS), die 1919 gegründet wurde und industrielle, wissenschaftliche und andere Lehrfilme herstellte. Dieser Film erschein in Verleihverzeichnissen diverser Lehrfilminstitute und -vereinigungen, wie der Nachfolgeinstitution der FHS, dem Österreichische Lichtbild- und Filmdienst (ÖLFD), dem Filmarchiv der Sozialdemokratischen Bildungszentrale und dem Österreichischen Unterrichtsfilmarchiv (Filmarchiv des Schulkinobundes und der Wiener Urania). Auch auf einem für die Österreichische Geschichte des Lehrfilms zentralen Event, dem Kongress des internationalen Lehrfilminstitutes, der im Frühling 1931 in Wien stattfand, wurde er gezeigt, wobei Teil II. mit dem Titel "Der Wasserfloh" besonders gut beim Publikum angekommen sein soll. Storch demonstrierte den Film im Rahmen seines Vortrages "Mikrokinematographie in der biologischen Forschung" mit dem er auch für einige Semester an der Wiener Urania programmiert war. [7, 8] Dieses zu dieser Zeit schon recht alte Filmdokument löste immer noch Begeisterung aus, nicht nur weil die verwendeten Filmtechniken und -verfahren, wie Zeitdehner, Zeitraffer und eine mit einem Mikroskop kombinierte Hochfrequenzkamera als besonders eindrucksvolle Bewegtbilder auch für Schüler:innen unabhängig von Alter und Herkunft für pädagogisch geeignet und lehrreich befunden wurde. [9]

Storchs Forschungen zu und Lehre mit Film brachte ihm auch in seiner universitären Karriere voran. 1925 erlangte er die a. o. Universitäts-Professur, 1929 wurde er an die Universität in Graz berufen, erhielt dort zugleich die ordentliche Professur. Von 1934 bis 1935 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. In Graz leitete er von 1929 bis 1938 das Zoologische Institut. [10] Neben zahlreichen Mitgliedschaften in lebenswissenschaftlichen Gesellschaften war Storch seit den 1920er Jahren Mitglied und Vertreter der österreichischen Delegation in internationalen Lehrfilmvereinigungen und unterstützte Initiativen zur Herausgabe spezifischer Fachzeitschriften mit dem Thema wissenschaftlicher Film. [11]

Nach dem Anschluss wurde Storch in Schutzhaft genommen und danach in den zwanghaften frühzeitigen Ruhestand gestellt, die genauen Gründe hierfür und Storchs politische Haltung blieben in den Gedenkschriften aus den 1950er Jahren noch ausgespart, er war seit 1919 mit der Botanikerin Marie Neubauer (1885–1952) einer Jüdin verheiratet. [12] In den Jahren seit Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tod 1951 war er bemüht die wissenschaftliche Stellung Österreichs wieder aufzubauen, er war mitbeteiligt bei der Gründung der International Scientific Film Association (ISFA) und dort Präsident des permanenten Komittees für den Forschungsfilm. [13] Zugleich verfolgte Storch seit langem die Realisierung einer Form von "biologischem Filmmuseum", [14] und war an der Formierung der Encyclopaedia Cinematographica (EC) noch vor ihrer Gründung 1952 beteiligt. Nach Storchs Tod repräsentierte vor allem Konrad Lorenz (1903–1989) den wissenschaftlichen und insbesondere lebenswissenschaftlichen Film in und aus Österreich bei den nationalen und internationalen Vereinigungen. [15]

Institutionelle Infrastrukturen verbanden die lebenswissenschaftlichen Akteure, die sich mit dem Film beschäftigten, und gestalteten sie sogar mit. Die Biologie und Zoologie-Filmemacher professionalisierten die Methode der Mikrokinematografie, die sowohl die mikroskopische Lehre an ihren jeweiligen Forschungsinstituten allgemein voranbrachten als auch von der Zusammenarbeit mit den ersten in Österreich und dem Ausland bestehenden staatlichen Filmdiensten profitierte, angefangen bei der Subventionierung von Geräten bis hin zum Vertrieb von Filmen für die Wissenschaft, Schul- und Volksbildung. Umgekehrt hat das Medium Film dazu beigetragen, die Disziplinen der Lebenswissenschaften über Generationen hinweg zu vereinheitlichen und ihre Protagonisten medial in die nationale und internationale Forschung einzuschreiben [16].

"Eine Welt im Wassertropfen" wird gelegentlich auch gegenwärtig in Kinos gezeigt, zum Beispiel auf Filmfestivals, um Einblicke in kuriose, faszinierende historische Filmdokumente zu geben [17].

(Katrin Pilz)

[1] Schild, Ewald: Filmreise ins Unsichtbare, in: Österreichische Illustrierte Zeitung 37, Nr. 51 (1927): 10. Scheminsky, Ferdinand: Mikrokinematographie, in: Photographisches Praktikum für Mediziner und Naturwissenschaftler, Alfred Hay (Hg.). Wien: Julius Springer, 1930, 336–400.
Radiovortrag 15.11.1935: Storch, Otto: Wunder der Bewegung, in: Radio Wien, Jg. 12, Nr. 7 (1935), 9.
Verweis/Link auch zu Schätz, Joachim: Personeneintrag Ferdinand Scheminzky und Ewald Schild.

[2] Marinelli, Wilhelm: Professor Dr. Otto Storch †, in: Österreichische Zoologische Zeitschrift, Jg. 3, Nr. 5 (1951), 487–493, 488.

[3] ÖWF Film: Kikinger, Reinhard: Univ.-Prof. Dr. Otto Storch – Zoologe und Pionier der wissenschaftlichen Mikrokinematografie (1995), ÖWF C 2138. https://www.mediathek.at/atom/018AA99A-0A2-02536-00000484-0189A3E5 (2023-01-12)

[4] Begleitveröffentlichungen zu ÖWF C 2138: Kikinger, Reinhard / Lewetz, Hermann: Univ. Prof. Dr. Otto Storch - Zoologe und Pionier der wissenschaftlichen Mikrokinematographie, in: Wissenschaftlicher Film, Nr. 48/49 (1997), 43–60.

[5] Ebenda; Burkert, Dankward G.: Die Bundesstaatliche Hauptstelle für Wissenschaftliche Kinematographie, in: Peter Levenitschnig (Hg.): Wissenschaftlicher Film in Forschung und Lehre, Wien: BWHK 1972, 13–17, 13.

[6] Vgl. Schrodt, Johann/SHB (Hg.): Audio-visuelle Medien in Unterricht und Bildung. Festschrift 1945–1974. Wien: Bundesstaatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm 1974. Peter Levenitschnig (Hg.): Wissenschaftlicher Film in Forschung und Lehre, Wien: BWHK 1972.

[7] Österreichisches Volkshochschularchiv (ÖVA), Urania Wien, Mappe: Abteilung für Filme und Auswärtiges II, Heft: Filmkammer; Zentralstelle für das Bildungswesen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Schmalfilme, Lichtbilder, Filme. Wien: Eigenverlag, 1932; ÖStA, AVA, VB Film, Sign. 2D2, 1938–1940, Akt: Lichtbilder, Filme und Schallplattenbestände der Sozialdemokratischen Bildungszentrale, Wiederverwendung. Verordnungsblatt vom 15.12.1938, Übernahme OeLFD Institution/Bestände RWU. ÖStA, AVA, V.B. Film, Karton 502, Sign. 2D2, 1938–1940.

[8] Tagungsprogramm: ÖStA, AVA, Unterricht, UM allg-Akten, Volksbildung-Film, Karton-488, Signatur-2D2, 1931.

[9] Von der internationalen Lehrfilmkonferenz, in: Arbeiter-Zeitung (31.05.1931), 9.

[10] Professorenakt Otto Storch: ÖStA, AVA Unterricht UM allg. Akten 940b.15, 1938.

[11] Univ. Prof. Dr. Otto Storch, Graz. Zeitschrift für wissenschaftliche Kinematographie, in: ÖStA, AVA, BMU, V.B. Film, 1937, Akt 41171 II. Exp./VB.

[12] Marinelli, Otto Storch, 489; im Film von Reinhard Kikinger erinnert Storchs Tochter Lieselotte Auinger-Storch die traumatische Erfahrung der Hausdurchsuchung und Verhaftung ihres Vaters: Kikinger, Reinhard: Univ.-Prof. Dr. Otto Storch – Zoologe und Pionier der wissenschaftlichen Mikrokinematografie (1995), ÖWF C 2138. https://www.mediathek.at/atom/018AA99A-0A2-02536-00000484-0189A3E5; Lenhart, Markus Helmut / Scholz, Birgit: NS-Provenienzforschung an der Institutsbibliothek Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz, Arbeitsbericht Graz 2014.

[13] Marinelli, Otto Storch, 490.

[14] Maletschek, Erika: Österreich und die International Scientific Film Association, in: Peter Levenitschnig (Hg.): Wissenschaftlicher Film in Forschung und Lehre, Wien: BWHK 1972, 24–26, 25.
Burkert, Dankward G. / Maletschek, Erika: Die Encyclopaedia Cinematographica und ihr österreichisches Vollarchiv, in: ebenda, 18–19, 19.

[15] Ebenda.

[16] ÖStA, AVA, BMU, V.B. Film, 1928/32 Akt 5123-II/10b Zoologische und biologische Lichtbilder und Lehrfilme des II. Zoologischen Institutes.

[17] Viennale 2013: https://www.viennale.at/de/film/eine-welt-im-wassertropfen-mikroskopische-naturaufnahme-ii-teil-der-wasserfloh (2023-02-02)

Quelle: STORCH-Otto_Informationen_KP_2023-02-10, JS 2023-04-01; Auflistung/Liste der Fachpublikationen, Vorlesungen und Mitgliedschaften (in: Marinelli, Otto Storch, 491–493; Kikinger/Lewetz, Otto Storch, Anhang: 56–60).
Mikrokinematografie (is related to)
Dritte Internationale Lehrfilm-Konferenz Wien 1931 (ist Teilnehmer*in von)

Zeitbereich: 26. bis 31. Mai 1931
Quelle: Tagungsprogramm: ÖStA, AVA, Unterricht, UM allg-Akten, Volksbildung-Film, Karton-488, Signatur-2D2, 1931.
International Scientific Film Association (ist Leiter*in von)

Zeitbereich: 1947 bis 1951
Quelle: Maletschek, Erika: Österreich und die International Scientific Film Association, in: Peter Levenitschnig (Hg.): Wissenschaftlicher Film in Forschung und Lehre, Wien: BWHK 1972, 24–26, 25.
Anmerkung:
Präsident des permanenten Komittees für den Forschungsfilm der International Scientific Association for Scientific Film (ISFA)
Quelle: Maletschek, Erika: Österreich und die International Scientific Film Association, in: Peter Levenitschnig (Hg.): Wissenschaftlicher Film in Forschung und Lehre, Wien: BWHK 1972, 24–26, 25.

Encyclopaedia Cinematographica (ist Gründer*in von)

Anmerkung:
Initiator der Encyclopaedia Cinematographica vor der offiziellen Gründung
Quelle:

Arbeitsgemeinschaft der Hochschulfilmreferenten (ist Gründer*in von)

Zeitbereich: 1947 bis 1951
Quelle: Personalakt Otto Storch: ÖStA, AdR UWFuK BMU PA Sign 10 Storch Otto
Anmerkung:
Initiator der österreichischen Arbeitsgemeinschaft der Hochschulfilmreferenten
Quelle: Personalakt Otto Storch: ÖStA, AdR UWFuK BMU PA Sign 10 Storch Otto





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