Otto Koenig
Person, EDU-A-0000154
Otto Koenig
(anderer offizieller Name)
Otto König (Schreibvariante)
Otto Martin Lothar Koenig (Geburtsname)
Otto König (Schreibvariante)
Otto Martin Lothar Koenig (Geburtsname)
Lehrperson — Vortragender, oft mit Filmvorführung, an Wiener Volkshochschulen
In der Filmproduktion tätig — Regisseur von Wissenschafts- und Volksbildungsfilmen
In einer Lehrfilmorganisation tätig — Mitglied im Redaktionskomitee der Encyclopaedia Cinematographica
Gründer des Gemeinschaftsarchivs für Filme aus der Verhaltensforschung
Gestalter und Präsentator einer monatlichen Fernsehsendung im Österreichischen Rundfunk ("Wunder der Tierwelt", "Rendezvous mit Tiere", "Rendezvous mit Tier und Mensch")
In der Filmproduktion tätig — Regisseur von Wissenschafts- und Volksbildungsfilmen
In einer Lehrfilmorganisation tätig — Mitglied im Redaktionskomitee der Encyclopaedia Cinematographica
Gründer des Gemeinschaftsarchivs für Filme aus der Verhaltensforschung
Gestalter und Präsentator einer monatlichen Fernsehsendung im Österreichischen Rundfunk ("Wunder der Tierwelt", "Rendezvous mit Tiere", "Rendezvous mit Tier und Mensch")
https://www.wikidata.org/wiki/Q1536831
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Otto_Koenig_(Verhaltensforscher)
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Otto_Koenig_(Verhaltensforscher)
In der Arbeit des Verhaltensforschers und Zoologen Otto Koenig spielte die Film- und Fernsehproduktion eine zentrale Rolle. Die erste abgeschlossene Ausbildung des Nicht-Akademikers Koenig war die als Fotograf an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien, mit dem Ziel Naturfotograf zu werden. Und früh in seiner publizistischen Karriere, im Nationalsozialismus, diente er bereits als "ornithologischer Berater" für einen Ufa-Kulturfilm über den Neusiedler See. [1] Für Koenigs zentralen Forschungsarbeitsplatz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die Biologische Station Wilhelminenberg, die er mit seiner Frau Lilli Koenig 1945 durch das Besetzen eines Kriegsbarackenlagers gründete, [2] wurde die ab 1956 von Koenig gestaltete Fernsehsendung "Wunder der Tierwelt" (später: "Rendezvous mit Tiere" und "Rendezvous mit Tier und Mensch") zur wichtigen finanzielle Stütze. [3] Bereits ab 1945 sind Vorträge Koenigs mit Filmvorführung in der Wiener Urania, später auch vielfach in der Volkshochschule Ottakring, belegt. Die Nähe zur Volksbildung war ihm als Sohn des sozialdemokratischen Journalisten und Volksbildners Otto Koenig senior, Vizepräsident des Volksheims Ottakring, auch in die Wiege gelegt. [4]
Aus den Filmaufnahmen, die Otto Koenig und seine Mitarbeiter*innen am Wilhelminenberg oder auf Expedition aufnahmen, wurden aber nicht nur – mit Unterstützung des Verbands Wiener Volksbildung [5] und der SHB [6] volksbildende Lehrfilme hergestellt. Koenig engagierte sich auch für die Anerkennung und den Einsatz von Filmaufnahmen als wissenschaftliche Publikationen. Er war von mindestens 1958 bis 1965 Mitglied im Redaktionskomitee der Encyclopaedia Cinematographica (EC) in Göttingen, [7] die Filmaufnahmen als Bewegtbildpräparate zur wissenschaftlichen Verwendung sammelte, [8] und initiierte 1968 die Gründung des Gemeinschaftsarchivs für Filme aus der Verhaltensforschung. [9] Dieses Archiv stellte eine Zusammenarbeit dar zwischen dem Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in das die Biologische Station Wilhelminenberg 1967 unter Koenigs Leitung aufgegangen war, und der Abteilung Wissenschaftlicher Film der SHB. [10] Koenig begründete diese Parallel-Organisation zur EC, die mit dieser ansonsten viele Prämissen teilte, damit, dass sein wissenschaftliches Programm der Verhaltensforschung nicht in die disziplinäre Aufteilung der EC zufriedenstellend einordnen ließ: "Die Vergleichende Verhaltensforschung zählt sich selbstverständlich zu den Naturwissenschaften und wurzelt ihrer Entstehung nach in der Zoologie. Sie hat aber von Anfang an, dem System Linnés folgend und an die Arbeiten Darwins anschließend, das Verhalten des Menschen in ihren Arbeitsbereich einbezogen." [11] Dieser Anspruch wäre in der bei der EC üblichen Trennung von Zoologie und Sozialwissenschaften nicht abbbildbar, so Koenig. [12] Entsprechend seines Konzepts von Kulturethnologie, das sein Lehrer Konrad Lorenz und beider Schüler Irenäus Eibl-Eibesfeldt teilten, [12] verteilen sich auch die Gegenstände von Koenigs Filmproduktion. Diese umfassten das Verhalten des Siebenschläfers beim Erwachen aus dem Winterschlaf ("Siebenschläfers Erwachen", 1959) ebenso wie Osttiroler Nikolausbrauchtum ("Klaubaufgehen in Prägraten", 1966). [13]
(Joachim Schätz)
[1] Salat, Jana: Otto Koenig, 1914–1992. Biografie, in: Verein für Ökologie und Umweltforschung, http://www.voeu.co.at/de/media/Otto_Koenig_Biografie.pdf (2023-01-02), 7, 18.
[2] NN: Biologische Station Wilhelminenberg, in: Wien Geschichte Wiki, 2.9.2022, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Biologische_Station_Wilhelminenberg (2023-01-02); Taschwer, Klaus/Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2009, 146.
[3] NN: Otto Koenig (Verhaltensforscher), in: AustriaWiki, https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Otto_Koenig_(Verhaltensforscher) (2023-01-03).
[4] NN: Otto Koenig (Schriftsteller), in: Wien Geschichte Wiki, 15.1.2021, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Otto_Koenig_(Schriftsteller) (2023-01-03). Zu Otto Koenig senior und dessen intensiven Bemühungen um die Volksbildung in der österreichischen Ersten und Zweiten Republik, vgl. Markova, Ina: Otto Koenig. Ein Leben zwischen Arbeiter-Zeitung und Volksbildung, Wien/Hamburg: new Academic press 2022.
[5] Starmühlner, Ferdinand: Von Steppe, Meer und Urwald in den Vortragssaal und ins Studio. Erlebnisse eines Forschungsreisenden als Volksbildner, Wien: Edition Volkshochschule 2003, 35.
[6] NN: Neue Filme in Vorbereitung, in: SHB-Film-Post, H. 75/1958, 10; NN: Auszeichnung, in: SHB-Film-Post, H. 87-88, 1960, S. 22.
[7] Wolf, Gotthard: Kinematographische Enzyklopädie, in: SHB-Film-Post, H. 73/1958, 7; NN: Tagung des Redaktionsausschusses der Encyclopaedia Cinematographica, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 8/1965, 19.
[8] Kubicek, Verena: Abriss der Geschichte des Österreichischen Bundesinstituts für den wissenschaftlichen Film (ÖWF), in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/wissenschaft-als-film/das-projekt-wissenschaft-als-film/institutsgeschichte-des-oewf/ (2022-01-03).
[9] NN: Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[10] Koenig, Otto: Das Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[11] Koenig, Otto: Das Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[12] Hediger, Vinzenz: Gene, Gehirn, Archiv. Über den Ort der menschlichen Natur im Humanethologischen Filmarchiv, in: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung, H. 8/2017, 11–16; Taschwer, Klaus/Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2009, 146.
[13] NN: Siebenschläfers Erwachen, in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/atom/018AA09C-089-018BF-00000484-0189A3E5 (2023-01-03); NN: Klaubaufgehen in Prägraten (1966), in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/atom/1F234810-07C-0023B-0000149E-1F22832D (2023-01-03).
Aus den Filmaufnahmen, die Otto Koenig und seine Mitarbeiter*innen am Wilhelminenberg oder auf Expedition aufnahmen, wurden aber nicht nur – mit Unterstützung des Verbands Wiener Volksbildung [5] und der SHB [6] volksbildende Lehrfilme hergestellt. Koenig engagierte sich auch für die Anerkennung und den Einsatz von Filmaufnahmen als wissenschaftliche Publikationen. Er war von mindestens 1958 bis 1965 Mitglied im Redaktionskomitee der Encyclopaedia Cinematographica (EC) in Göttingen, [7] die Filmaufnahmen als Bewegtbildpräparate zur wissenschaftlichen Verwendung sammelte, [8] und initiierte 1968 die Gründung des Gemeinschaftsarchivs für Filme aus der Verhaltensforschung. [9] Dieses Archiv stellte eine Zusammenarbeit dar zwischen dem Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in das die Biologische Station Wilhelminenberg 1967 unter Koenigs Leitung aufgegangen war, und der Abteilung Wissenschaftlicher Film der SHB. [10] Koenig begründete diese Parallel-Organisation zur EC, die mit dieser ansonsten viele Prämissen teilte, damit, dass sein wissenschaftliches Programm der Verhaltensforschung nicht in die disziplinäre Aufteilung der EC zufriedenstellend einordnen ließ: "Die Vergleichende Verhaltensforschung zählt sich selbstverständlich zu den Naturwissenschaften und wurzelt ihrer Entstehung nach in der Zoologie. Sie hat aber von Anfang an, dem System Linnés folgend und an die Arbeiten Darwins anschließend, das Verhalten des Menschen in ihren Arbeitsbereich einbezogen." [11] Dieser Anspruch wäre in der bei der EC üblichen Trennung von Zoologie und Sozialwissenschaften nicht abbbildbar, so Koenig. [12] Entsprechend seines Konzepts von Kulturethnologie, das sein Lehrer Konrad Lorenz und beider Schüler Irenäus Eibl-Eibesfeldt teilten, [12] verteilen sich auch die Gegenstände von Koenigs Filmproduktion. Diese umfassten das Verhalten des Siebenschläfers beim Erwachen aus dem Winterschlaf ("Siebenschläfers Erwachen", 1959) ebenso wie Osttiroler Nikolausbrauchtum ("Klaubaufgehen in Prägraten", 1966). [13]
(Joachim Schätz)
[1] Salat, Jana: Otto Koenig, 1914–1992. Biografie, in: Verein für Ökologie und Umweltforschung, http://www.voeu.co.at/de/media/Otto_Koenig_Biografie.pdf (2023-01-02), 7, 18.
[2] NN: Biologische Station Wilhelminenberg, in: Wien Geschichte Wiki, 2.9.2022, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Biologische_Station_Wilhelminenberg (2023-01-02); Taschwer, Klaus/Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2009, 146.
[3] NN: Otto Koenig (Verhaltensforscher), in: AustriaWiki, https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Otto_Koenig_(Verhaltensforscher) (2023-01-03).
[4] NN: Otto Koenig (Schriftsteller), in: Wien Geschichte Wiki, 15.1.2021, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Otto_Koenig_(Schriftsteller) (2023-01-03). Zu Otto Koenig senior und dessen intensiven Bemühungen um die Volksbildung in der österreichischen Ersten und Zweiten Republik, vgl. Markova, Ina: Otto Koenig. Ein Leben zwischen Arbeiter-Zeitung und Volksbildung, Wien/Hamburg: new Academic press 2022.
[5] Starmühlner, Ferdinand: Von Steppe, Meer und Urwald in den Vortragssaal und ins Studio. Erlebnisse eines Forschungsreisenden als Volksbildner, Wien: Edition Volkshochschule 2003, 35.
[6] NN: Neue Filme in Vorbereitung, in: SHB-Film-Post, H. 75/1958, 10; NN: Auszeichnung, in: SHB-Film-Post, H. 87-88, 1960, S. 22.
[7] Wolf, Gotthard: Kinematographische Enzyklopädie, in: SHB-Film-Post, H. 73/1958, 7; NN: Tagung des Redaktionsausschusses der Encyclopaedia Cinematographica, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 8/1965, 19.
[8] Kubicek, Verena: Abriss der Geschichte des Österreichischen Bundesinstituts für den wissenschaftlichen Film (ÖWF), in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/wissenschaft-als-film/das-projekt-wissenschaft-als-film/institutsgeschichte-des-oewf/ (2022-01-03).
[9] NN: Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[10] Koenig, Otto: Das Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[11] Koenig, Otto: Das Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung, in: SHB-Film: Mitteilungen der Abteilung Wissenschaftlicher Film, H. 10/1969, 3.
[12] Hediger, Vinzenz: Gene, Gehirn, Archiv. Über den Ort der menschlichen Natur im Humanethologischen Filmarchiv, in: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung, H. 8/2017, 11–16; Taschwer, Klaus/Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2009, 146.
[13] NN: Siebenschläfers Erwachen, in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/atom/018AA09C-089-018BF-00000484-0189A3E5 (2023-01-03); NN: Klaubaufgehen in Prägraten (1966), in: Österreichische Mediathek, https://www.mediathek.at/atom/1F234810-07C-0023B-0000149E-1F22832D (2023-01-03).
Lehrfilm-Organisationen in Österreich: Ein Überblick (is related to)
Volkshochschule Ottakring, Wien 16. (hat Arbeitsplatz)
Biologische Station Wilhelminenberg (ist Gründer*in von)
Biologische Station Wilhelminenberg (ist Leiter*in von)
Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ist Leiter*in von)
Encyclopaedia Cinematographica (ist Mitglied von)
Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung (ist Gründer*in von)
Lilli Koenig (ist Ehepartner/in von)
ORF (ist Auftragnehmer von)
Biologische Station Wilhelminenberg (ist Leiter*in von)
Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ist Leiter*in von)
Encyclopaedia Cinematographica (ist Mitglied von)
Gemeinschaftsarchiv für Filme aus der Verhaltensforschung (ist Gründer*in von)
Lilli Koenig (ist Ehepartner/in von)
ORF (ist Auftragnehmer von)