Österreichischer Lichtbild- und Filmdienst
Organisation, EDU-A-0001027
Der "Österreichische Lichtbild- und Filmdienst" (ÖLFD) des Bundesministeriums für Unterricht ging im Frühjahr 1930 aus der Angliederung des Filmvorrats, der Räume und der Apparate der 1924 aufgelösten Bundesstaatlichen Filmhauptstelle (FHS) an den seit 1921 bestehenden "Lichtbilderdienst des Bundesministeriums für Unterricht" hervor. [1] Bis zu seiner erzwungenen Frühpensionierung im April 1938 war Gustav Adolf Witt (1879–1959), der für Volksbildung zuständige Ministerialrat im Unterrichtsministerium, Leiter des ÖLFD. [2]
Der ÖLFD war in zwei Abteilungen gegliedert: Die für die Sammlung, den Leihverkehr und die Förderung des Lichtbildes für Unterrichts- und Repräsentationszwecke verantwortliche "Hauptbildstelle" in der Sensengasse 3 im 9. Wiener Gemeindebezirk, die Johann P. Haustein (1888–ca. 1974) unterstand [3], sowie die von Josef Pittner geleitete Filmabteilung, die in den früheren Räumlichkeiten der (Bundes-)Staatlichen Filmhauptstelle (FHS) in der Mariahilfer Straße 88a im 7. Wiener Gemeindebezirk untergebracht war. [4]
Zu den Aufgaben der Filmabteilung gehörte die "Sammlung, Bearbeitung und Bereitstellung geeigneter Unterrichtsfilme", die Beratung von Lehrer*innen und Volksbildner*innen "in allen Fragen der Filmprojektion und -Verwendung", die "Verfolgung aller Fortschritte des Gebietes zur Klärung schwebender Fragen" (insbesondere auf dem Gebiet des Schmalfilms), die "treuhändige Verwahrung und Verwaltung von Filmen anderer Zentralstellen, von Hochschulen, Lehranstalten und Ämtern" sowie die "Archivierung alter Filme von dauernder Bedeutung". [5]
Damit übernahm der ÖLFD Aufgaben im Bereich der Förderung des Lehr- und Unterrichtsfilms, die bereits zuvor und auch während seiner Tätigkeit von privaten Vereinen wie dem Österreichischen Schulkinobund, der Wiener Urania oder dem Österreichischen Bildspielbund erfüllt wurden. [6] Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Filmabteilung des ÖLFD bestrebt war, ihre Tätigkeit mit Hilfe der bereits für die Lichtbildleihe eingerichteten "Landeszweigstellen" und "Bezirkslichtbildstellen" auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen. [7] Dazu sollte es aber nicht mehr kommen: Die erste Sitzung des Arbeitsausschusses zur Umsetzung der "Unterrichtsfilmaktion für Mittelschulen", die nach einigen Jahren der Vorbereitungen schließlich 1937 erlassen wurde [8] fand erst am 21. Jänner 1938 statt, und damit knappe zwei Monate vor dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland. [9] Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Filmabteilung des ÖLFD im Oktober 1938 als "Landesbildstelle Ostmark" in die Strukturen der "Reichsstelle für den Unterrichtsfilm" (RfdU) überführt. [10] Die umfangreiche Lichtbildsammlung des ÖLFD wurde 1938 zusammen mit dem Negativbestand der österreichischen Lichtbildstelle und anderen Negativsammlungen nach Initiative der ehemaligen ÖLFD-Mitarbeiter Alphons Lhotsky (1903–1968) und Hans Pauer (1904–1989) zum Archiv der Nationalbibliothek vereinigt. [11, 12] Die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 im Juni neugegründete Bundesstaatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm (SHB) sowie das seit ca. dem Jahr 2000 bis heute bestehende Medienservice des Unterrichtsministeriums verstehen sich als Nachfolgeinstitutionen der FHS und des ÖLFD.
(Vrääth Öhner, Katrin Pilz)
[1] Gustav Adolf Witt: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien und Leipzig 1931, S. 97.
[2] ÖStA, AVA, Unterricht, UM, allg. Akten, Volksbildung-Film, Karton-502, Signatur 2D2, 1938-1940, Geschäftszahl 13134-IV/15 (KP 895).
[3] Witt, Fortschritte Österreichs, a.a.O., S. 18f.
[4] Ebd., S. 97.
[5] Ebd.
[6] Ebd., S. 75ff.
[7] Ebd., S. 29f.
[8] Auch: Lehrfilmaktion, Unterrichtsfilmaktion seit Anfang 1930er angebahnt, ca. 1936/37 systematisch eingeführt, restriktivere Filmprüfung als Zensurinitiative erwünscht.
[9] ÖStA, AVA, Unterricht, UM, allg. Akten, Volksbildung-Film, K. 502, Signatur 2D2, 1938-1940, Geschäftszahl 2988/VB.
[10] ÖStA, AVA, UM Unterricht allg., Film 1932–1940, K. 1894, Signatur 10G, Geschäftszahl IC-2a-303199/c.
[11] Vgl. Paul Haustein: Vorläufer und Anfänge der S.H.B, in: Johann Schrodt (Hg.), Audio-visuelle Medien in Unterricht und Bildung. Festschrift 1945-1974, S. 13-16.
[12] Grundlage der Gründung des Bildarchivs der ÖNB, vgl.: Pauer, Hans: Das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien: Gallus Verlag 1947), 34–43; Haustein, Johann: Die oberste Unterrichtsbehörde und das Lichtbild- und Filmwesen in Österreich. In: Loebenstein, Egon (Hg.): 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948. Festschrift des Bundesministeriums für Unterricht in Wien. Wien: 1948, 313–320.
Der ÖLFD war in zwei Abteilungen gegliedert: Die für die Sammlung, den Leihverkehr und die Förderung des Lichtbildes für Unterrichts- und Repräsentationszwecke verantwortliche "Hauptbildstelle" in der Sensengasse 3 im 9. Wiener Gemeindebezirk, die Johann P. Haustein (1888–ca. 1974) unterstand [3], sowie die von Josef Pittner geleitete Filmabteilung, die in den früheren Räumlichkeiten der (Bundes-)Staatlichen Filmhauptstelle (FHS) in der Mariahilfer Straße 88a im 7. Wiener Gemeindebezirk untergebracht war. [4]
Zu den Aufgaben der Filmabteilung gehörte die "Sammlung, Bearbeitung und Bereitstellung geeigneter Unterrichtsfilme", die Beratung von Lehrer*innen und Volksbildner*innen "in allen Fragen der Filmprojektion und -Verwendung", die "Verfolgung aller Fortschritte des Gebietes zur Klärung schwebender Fragen" (insbesondere auf dem Gebiet des Schmalfilms), die "treuhändige Verwahrung und Verwaltung von Filmen anderer Zentralstellen, von Hochschulen, Lehranstalten und Ämtern" sowie die "Archivierung alter Filme von dauernder Bedeutung". [5]
Damit übernahm der ÖLFD Aufgaben im Bereich der Förderung des Lehr- und Unterrichtsfilms, die bereits zuvor und auch während seiner Tätigkeit von privaten Vereinen wie dem Österreichischen Schulkinobund, der Wiener Urania oder dem Österreichischen Bildspielbund erfüllt wurden. [6] Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Filmabteilung des ÖLFD bestrebt war, ihre Tätigkeit mit Hilfe der bereits für die Lichtbildleihe eingerichteten "Landeszweigstellen" und "Bezirkslichtbildstellen" auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen. [7] Dazu sollte es aber nicht mehr kommen: Die erste Sitzung des Arbeitsausschusses zur Umsetzung der "Unterrichtsfilmaktion für Mittelschulen", die nach einigen Jahren der Vorbereitungen schließlich 1937 erlassen wurde [8] fand erst am 21. Jänner 1938 statt, und damit knappe zwei Monate vor dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland. [9] Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Filmabteilung des ÖLFD im Oktober 1938 als "Landesbildstelle Ostmark" in die Strukturen der "Reichsstelle für den Unterrichtsfilm" (RfdU) überführt. [10] Die umfangreiche Lichtbildsammlung des ÖLFD wurde 1938 zusammen mit dem Negativbestand der österreichischen Lichtbildstelle und anderen Negativsammlungen nach Initiative der ehemaligen ÖLFD-Mitarbeiter Alphons Lhotsky (1903–1968) und Hans Pauer (1904–1989) zum Archiv der Nationalbibliothek vereinigt. [11, 12] Die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 im Juni neugegründete Bundesstaatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm (SHB) sowie das seit ca. dem Jahr 2000 bis heute bestehende Medienservice des Unterrichtsministeriums verstehen sich als Nachfolgeinstitutionen der FHS und des ÖLFD.
(Vrääth Öhner, Katrin Pilz)
[1] Gustav Adolf Witt: Fortschritte Österreichs im Lichtbild- und Lehrfilmwesen, Wien und Leipzig 1931, S. 97.
[2] ÖStA, AVA, Unterricht, UM, allg. Akten, Volksbildung-Film, Karton-502, Signatur 2D2, 1938-1940, Geschäftszahl 13134-IV/15 (KP 895).
[3] Witt, Fortschritte Österreichs, a.a.O., S. 18f.
[4] Ebd., S. 97.
[5] Ebd.
[6] Ebd., S. 75ff.
[7] Ebd., S. 29f.
[8] Auch: Lehrfilmaktion, Unterrichtsfilmaktion seit Anfang 1930er angebahnt, ca. 1936/37 systematisch eingeführt, restriktivere Filmprüfung als Zensurinitiative erwünscht.
[9] ÖStA, AVA, Unterricht, UM, allg. Akten, Volksbildung-Film, K. 502, Signatur 2D2, 1938-1940, Geschäftszahl 2988/VB.
[10] ÖStA, AVA, UM Unterricht allg., Film 1932–1940, K. 1894, Signatur 10G, Geschäftszahl IC-2a-303199/c.
[11] Vgl. Paul Haustein: Vorläufer und Anfänge der S.H.B, in: Johann Schrodt (Hg.), Audio-visuelle Medien in Unterricht und Bildung. Festschrift 1945-1974, S. 13-16.
[12] Grundlage der Gründung des Bildarchivs der ÖNB, vgl.: Pauer, Hans: Das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien: Gallus Verlag 1947), 34–43; Haustein, Johann: Die oberste Unterrichtsbehörde und das Lichtbild- und Filmwesen in Österreich. In: Loebenstein, Egon (Hg.): 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948. Festschrift des Bundesministeriums für Unterricht in Wien. Wien: 1948, 313–320.
Lehrfilm-Organisationen in Österreich: Ein Überblick (is related to)
Schmalfilmtagung St. Pölten (ist Teilnehmer*in von)
Schulkino Sensengasse 3, Wien 9. (hat Vorführort)
Sensengasse 3, Wien 9. (hat Büroadresse)
Genehmigte Kinoanlage ohne Konzession, Mariahilfer Straße 88a, Wien 7. (hat Vorführort)
Mariahilferstraße 88a, Wien 7. (hat Büroadresse)
Sensengasse 3, Wien 9. (hat Büroadresse)
Genehmigte Kinoanlage ohne Konzession, Mariahilfer Straße 88a, Wien 7. (hat Vorführort)
Mariahilferstraße 88a, Wien 7. (hat Büroadresse)
Johann Paul Haustein (hat Leiter*in)
Josef Pittner (hat Leiter*in)
Alphons Lhotsky (hat Mitarbeiter)
Staatliche Filmhauptstelle (ist Nachfolgeorganisation)
Hans Pauer (hat Mitarbeiter)
SHB (hat Nachfolgeorganisation)
RfdU (hat Nachfolgeorganisation)
Steirische Schulen-Arbeitsgemeinschaft für den heimatkundlichen Unterrichtsfilm (ist Kooperationspartner von)
Josef Pittner (hat Leiter*in)
Alphons Lhotsky (hat Mitarbeiter)
Staatliche Filmhauptstelle (ist Nachfolgeorganisation)
Hans Pauer (hat Mitarbeiter)
SHB (hat Nachfolgeorganisation)
RfdU (hat Nachfolgeorganisation)
Steirische Schulen-Arbeitsgemeinschaft für den heimatkundlichen Unterrichtsfilm (ist Kooperationspartner von)