Ludwig Schrott
Person, EDU-A-0000835
Der wissenschaftliche Maler und Illustrator Ludwig Schrott ist in der Geschichte des wissenschaftlichen Films in Österreich vor allem bekannt für seine grafische, künstlerische Mitwirkung bei der SHB-Produktion von anatomischen Präparationsfilmen, die aus den 1950er und -60er Jahren stammen und vor allem für die medizinische Lehre intendiert waren. Im Gegensatz zu den seiner medizinischen Kollegen ist sein professioneller Werdegang nur lückenhaft dokumentiert. Die Arbeit von Künstler:innen bei der Herstellung von Lehrfilmen zählte meist nur als Beiwerk, daher wurde den privaten und professionellen Lebensläufen dieser nur marginale Aufmerksamkeit bei der Zuschreibung ihrer Werke im Produktionsprozess der Filme geschenkt. Schrott erhielt einen Großteil seiner künstlerischen Ausbildung von seinem Vater Maler und Illustrator Ludwig Franz Schrott, der Illustrationen für diverse Wiener Zeitungen kreierte. Zudem studierte Schrott jr. zwei Jahre Grafik an der Technischen Hochschule in Wien. Als freiberuflich arbeitender Maler und Grafiker nahm er in den 1930er Jahren Arbeiten als wissenschaftlicher Maler am Anatomischen Institut der Universität auf. [1]
Er produzierte anatomische Illustrationen für das Publikationsprojekt von Eduard Pernkopf am I. Anatomischen Instituts der Universität Wien dessen erste Ausgabe 1937 erscheinen war. [2] Pernkopf produzierte seit den 1920er Jahren anatomische Lehrfilme, zu dieser Zeit arbeitete Schrott allerdings lediglich am Anatomischen Atlas, nicht aber bei dessen Filmen. In den späten 1950er Jahren wurde Schrott für die Produktion von Platzers von der SHB in Auftrag gegebenen Filme als Illustrator engagiert. In dieser neuen Serie an Präparationsfilmen wurden gezeichnete Schemata, Animationen und anatomische Schnittmodelle prominent inszeniert. Platzer war während seiner Arbeit an der Neuauflage von Pernkopfs Atlas mit dem medizinischen Maler in Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schrott bereits eine lange Karriere am Anatomischen Institut hinter sich, die auch während des Kriegs ungebrochen blieb. [3] Bei den Medizinern war er beliebt und bekannt für seine kühl sachlichen und naturgetreuen Illustrationen, die von Leichenpräparaten abgezeichnet waren und keine – wie bei manch anderen an der Fakultät tätigen wissenschaftlichen Malern – romantisierenden, idealisierenden Abbildnisse darstellten. Im Gegensatz zu vielen seiner medizinischen Kollegen ist sein professioneller Werdegang nur lückenhaft dokumentiert. [4] Die Kooperation mit Schrott und das Einrichten eines kleinen Filmstudios auf Anregung und Unterstützung des Institutsleiters Heinrich Hayeks am Anatomischen Institut zeigen zudem die Weiterführung wissenschaftlicher Praktiken und Techniken, wie sie in Pernkopfs Filmen angewandt worden waren. Platzer setzte die filmische Visualisierung der Schichtpräparation fort, griff die wissenschaftlich-künstlerische Gestaltung von Pernkopfs Filmen auf und entwickelte diese weiter. [5]
(Katrin Pilz)
[1] Williams, David J.: The History of Eduard Pernkopf's Topographische Anatomie des Menschen, in: Journal of Biocommunication, Vol. 15, No. 2, 1988. https://journals.uic.edu/ojs/index.php/jbc/article/view/10822/10164
[2] Pernkopf, Eduard: Topographische Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas der Ragionärstratigraphischen Präparation, Berlin–Wien–Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1937– 1952.
[3] Ingrid Schnell: Der Einfluss der Medizin und Anatomie auf die Kunst in Wien im 19. Jahrhundert, 1850–1914, med. Diss., Wien 2013. Ludwig Schrott, wissenschaftlicher Maler, Honorarnote vom 16.5.1963 „Für die zeichnerische Gestaltung, technische Lösung und Durchführung des Trick-Schemas zum wissenschaftlichen Film ‚Präparation des Gehirnes von oben‘ [...]“. AV ÖM, ÖWF Filmproduktionsakt, CTf 1092/XVI.
[4] Pilz, Katrin: Anatomie – Animation – Audiovision: Medizinische Lehrfilme und die staatlichen Wissenschaftsfilminstitute 1945–1970. In: Birgit Nemec, Hans-Georg Hofer, Felicitas Seebacher, Wolfgang Schütz (Hg.): Medizin in Wien – Kontinuitäten und Brüche im Kontext internationaler Veränderungsprozesse. Vienna University Press/V & R unipress 2022. 213–235, 227–228.
[5] Ebenda, 220. Adolf Hübl, 20 Jahre SHB-Filmproduktion 1945–1965 der Bundesstaatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm, in: Sehen und Hören (1965) 17, 21–32, 31–32.
Er produzierte anatomische Illustrationen für das Publikationsprojekt von Eduard Pernkopf am I. Anatomischen Instituts der Universität Wien dessen erste Ausgabe 1937 erscheinen war. [2] Pernkopf produzierte seit den 1920er Jahren anatomische Lehrfilme, zu dieser Zeit arbeitete Schrott allerdings lediglich am Anatomischen Atlas, nicht aber bei dessen Filmen. In den späten 1950er Jahren wurde Schrott für die Produktion von Platzers von der SHB in Auftrag gegebenen Filme als Illustrator engagiert. In dieser neuen Serie an Präparationsfilmen wurden gezeichnete Schemata, Animationen und anatomische Schnittmodelle prominent inszeniert. Platzer war während seiner Arbeit an der Neuauflage von Pernkopfs Atlas mit dem medizinischen Maler in Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schrott bereits eine lange Karriere am Anatomischen Institut hinter sich, die auch während des Kriegs ungebrochen blieb. [3] Bei den Medizinern war er beliebt und bekannt für seine kühl sachlichen und naturgetreuen Illustrationen, die von Leichenpräparaten abgezeichnet waren und keine – wie bei manch anderen an der Fakultät tätigen wissenschaftlichen Malern – romantisierenden, idealisierenden Abbildnisse darstellten. Im Gegensatz zu vielen seiner medizinischen Kollegen ist sein professioneller Werdegang nur lückenhaft dokumentiert. [4] Die Kooperation mit Schrott und das Einrichten eines kleinen Filmstudios auf Anregung und Unterstützung des Institutsleiters Heinrich Hayeks am Anatomischen Institut zeigen zudem die Weiterführung wissenschaftlicher Praktiken und Techniken, wie sie in Pernkopfs Filmen angewandt worden waren. Platzer setzte die filmische Visualisierung der Schichtpräparation fort, griff die wissenschaftlich-künstlerische Gestaltung von Pernkopfs Filmen auf und entwickelte diese weiter. [5]
(Katrin Pilz)
[1] Williams, David J.: The History of Eduard Pernkopf's Topographische Anatomie des Menschen, in: Journal of Biocommunication, Vol. 15, No. 2, 1988. https://journals.uic.edu/ojs/index.php/jbc/article/view/10822/10164
[2] Pernkopf, Eduard: Topographische Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas der Ragionärstratigraphischen Präparation, Berlin–Wien–Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1937– 1952.
[3] Ingrid Schnell: Der Einfluss der Medizin und Anatomie auf die Kunst in Wien im 19. Jahrhundert, 1850–1914, med. Diss., Wien 2013. Ludwig Schrott, wissenschaftlicher Maler, Honorarnote vom 16.5.1963 „Für die zeichnerische Gestaltung, technische Lösung und Durchführung des Trick-Schemas zum wissenschaftlichen Film ‚Präparation des Gehirnes von oben‘ [...]“. AV ÖM, ÖWF Filmproduktionsakt, CTf 1092/XVI.
[4] Pilz, Katrin: Anatomie – Animation – Audiovision: Medizinische Lehrfilme und die staatlichen Wissenschaftsfilminstitute 1945–1970. In: Birgit Nemec, Hans-Georg Hofer, Felicitas Seebacher, Wolfgang Schütz (Hg.): Medizin in Wien – Kontinuitäten und Brüche im Kontext internationaler Veränderungsprozesse. Vienna University Press/V & R unipress 2022. 213–235, 227–228.
[5] Ebenda, 220. Adolf Hübl, 20 Jahre SHB-Filmproduktion 1945–1965 der Bundesstaatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm, in: Sehen und Hören (1965) 17, 21–32, 31–32.