Ludwig Koessler
Person, EDU-A-0000796
Lehrperson — Volksbildner
In der Filmproduktion tätig
In einer Lehrfilmorganisation tätig — Direktor der Wiener Urania
In der Filmproduktion tätig
In einer Lehrfilmorganisation tätig — Direktor der Wiener Urania
Ludwig Koessler (geboren am 17. März 1861 in Wien, gestorben am 12. März 1927 ebenda) war Jurist und Volksbildner. Nach dem Studium in Graz, Heidelberg und Wien war Koessler ab 1885 bei der Finanzprokuratur in Graz, ab 1886 bei der Finanzprokuratur in Wien und ab 1895 als Advokat tätig. [1] 1897 gehörte Koessler dem Exekutivkomitee des "Syndikats Urania" an, einem Wirtschaftsunternehmen, das die Gründung einer "Wiener Urania" nach dem Vorbild der "Berliner Urania" anstrebte. Die Wiener Urania wurde 1898 gegründet, Koessler war ab 1899 bis zu seinem Tod ihr Präsident. [2]
Im Gegensatz zu vielen Volksbildnern der Zeit stand Koessler dem jungen Medium Film aufgeschlossen gegenüber. Koessler verantwortete ab 1910 die Aufnahme der so genannten "Urania Kinematogramme" (Lichtbildvorträge mit Kinematographenaufnahmen) in das reguläre Vortragsprogramm ebenso wie die Einführung von "Kultur-Großfilmen" (abendfüllenden Kulturfilmen mit Begleitvortrag und Lichtbildern) ab 1921. [3] Wie die Schriftstellerin Alice Schalek in ihrem Nachruf auf Koessler feststellte, wollte er das Kino "nicht durch Polizeizensur, sondern durch Kultur- und Lehrfilme" reformieren. [4] Auf seine Initiative veranstaltete die Wiener Urania vom 15. bis zum 18. Mai 1924 eine große "Kinoreformtagung", auf der "Fachmänner aus dem In- und Ausland die wichtigsten Fragen des Filmwesens" zur Debatte stellten. [5] Koessler selbst hielt den programmatischen Eröffnungsvortrag mit dem Titel "Die aufbauende Kinoreform und ihr Verhältnis zur Filmzensur". [6] Die Impulse, die für die Entwicklung des Lehr- und Unterrichtsfilms in Österreich von dieser Tagung ausgingen, reichten von der Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit bis zum Aufbau eines "Archivs von Bildungs- und Lehrfilmen", [7] aus dem schließlich, nach Koesslers Tod 1927, das erste "Österreichische Unterrichtsfilmarchiv" hervorgehen sollte. [8]
(Vrääth Öhner)
[1] Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 4, Lfg. 16, Wien 1966, S. 50f.
[2] Witt, Gustav Adolf: Der Werdegang der Wiener Urania. In: Volksbildung, Jg. 1, Heft 6, 1919, S. 144-149.
[3] Hübl, Adolf: 35 Jahre Uraniafilm. In: Das Kino-Journal, Jg. 26, Nr. 1215, 18. November 1933, S. 7.
[4] Schalek, Alice: Zum Andenken an den Präsidenten der "Urania", Doktor Ludwig Koessler. In: Neue Freie Presse, 15. März 1927, S. 6.
[5] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 14, 1924, S. 3.
[6] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 23, 1924, S. 2-5.
[7] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 32, 1924, S. 3.
[8] Adolf Hübl: Rückblick, Wende und Ausblick. In: SHB-Bilm-Post, Nr. 73, 1958, S. 2.
Im Gegensatz zu vielen Volksbildnern der Zeit stand Koessler dem jungen Medium Film aufgeschlossen gegenüber. Koessler verantwortete ab 1910 die Aufnahme der so genannten "Urania Kinematogramme" (Lichtbildvorträge mit Kinematographenaufnahmen) in das reguläre Vortragsprogramm ebenso wie die Einführung von "Kultur-Großfilmen" (abendfüllenden Kulturfilmen mit Begleitvortrag und Lichtbildern) ab 1921. [3] Wie die Schriftstellerin Alice Schalek in ihrem Nachruf auf Koessler feststellte, wollte er das Kino "nicht durch Polizeizensur, sondern durch Kultur- und Lehrfilme" reformieren. [4] Auf seine Initiative veranstaltete die Wiener Urania vom 15. bis zum 18. Mai 1924 eine große "Kinoreformtagung", auf der "Fachmänner aus dem In- und Ausland die wichtigsten Fragen des Filmwesens" zur Debatte stellten. [5] Koessler selbst hielt den programmatischen Eröffnungsvortrag mit dem Titel "Die aufbauende Kinoreform und ihr Verhältnis zur Filmzensur". [6] Die Impulse, die für die Entwicklung des Lehr- und Unterrichtsfilms in Österreich von dieser Tagung ausgingen, reichten von der Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit bis zum Aufbau eines "Archivs von Bildungs- und Lehrfilmen", [7] aus dem schließlich, nach Koesslers Tod 1927, das erste "Österreichische Unterrichtsfilmarchiv" hervorgehen sollte. [8]
(Vrääth Öhner)
[1] Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 4, Lfg. 16, Wien 1966, S. 50f.
[2] Witt, Gustav Adolf: Der Werdegang der Wiener Urania. In: Volksbildung, Jg. 1, Heft 6, 1919, S. 144-149.
[3] Hübl, Adolf: 35 Jahre Uraniafilm. In: Das Kino-Journal, Jg. 26, Nr. 1215, 18. November 1933, S. 7.
[4] Schalek, Alice: Zum Andenken an den Präsidenten der "Urania", Doktor Ludwig Koessler. In: Neue Freie Presse, 15. März 1927, S. 6.
[5] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 14, 1924, S. 3.
[6] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 23, 1924, S. 2-5.
[7] Verlautbarungen des Volksbildungshauses Wiener Urania, Nr. 32, 1924, S. 3.
[8] Adolf Hübl: Rückblick, Wende und Ausblick. In: SHB-Bilm-Post, Nr. 73, 1958, S. 2.
Lehrfilm-Organisationen in Österreich: Ein Überblick (is related to)
Urania Kinoreformtagung 1924 (ist Gastgeber*in von)
Wiener Urania, Wien 1. (hat Arbeitsplatz)